Architektur kann gemeinsames Leben ermöglichen

Wie sieht unser Leben in der Zukunft aus? Was ändert sich in unserem Wohn-Verhalten und was brauchen wir? Technische Entwicklungen führen uns zum Smart-Home, aber auch das Modell der Patchwork-Familie, das betreute Wohnen oder Wohngemeinschaften in allen Altersklassen sind Wohnsituationen unserer Zeit.

Kann das Wohnen für sich allein betrachtet werden oder gehören nicht auch das Arbeiten, das Leben, die Freunde und die Nachbarschaft dazu?

Die Work-Life-Balance wird ein immer wichtigeres Thema. Wie können Wohnen und Arbeiten der Zukunft, besonders in Bezug auf das Privatleben und die Familie, aussehen? Dezentral, nonterritorial…

Das Leben verändert sich stetig und vielleicht läuft es auch nicht immer wie geplant und stellt uns vor neue Bedingungen.

Eine Familie bekommt ungeplant das fünfte Kind; aber woher den Platz nehmen?
Eine alleinstehende Frau verliert durch einen Autounfall ein Bein; ist das Schlafzimmer im 2. Stock da noch so praktisch ohne Aufzug?
Der Mann des älteren Ehepaars wird dement; ist die Wohnung für ihn sicher?

Ich selbst habe diese Erfahrung im Sommer 2019 gemacht, als meine Tochter überraschend mit dem Downsyndrom zur Welt kam.

Er treten viele Fragen zur Zukunft auf:
Was wird sie einmal brauchen?
Wie werden wir leben?
Wird sie einmal selbständig sein?
Kann sie alleine zur Schule/Arbeit gehen?
Wird sie einmal alleine wohnen können oder lebt sie dann in einer Wohngruppe mit Betreuern zusammen?

Die Architektur kann uns vielleicht nicht direkt dabei helfen mit geänderten Lebensumständen umzugehen, aber sie kann so beschaffen sein, dass sie allen ein gemeinsames Leben ermöglicht!

Drei Häuser bilden eine Gemeinschaft – ein Modell

Dieses Projekt geht das über das inklusive Wohnen hinaus.

Es bietet Räume, die das gemeinschaftliche Miteinander fördern und sowohl für die Quartiersgemeinschaft als auch exklusiv für die Hausgemeinschaft vorgehalten werden. Neben der Barrierefreiheit, die unaufdringlich in allen Bereichen selbstverständlich gegeben ist, bietet die Gemeinschaft einen Mehrwert für den einzelnen in vielerlei Hinsicht.

Wir profitieren von dem Wissen anderer, indem wir in der Gemeinschaftswerkstatt unsere Fahrräder reparieren oder auf der Dachterrasse unser Gemüse anbauen. Ältere Menschen finden Kontakt zu Gleichgesinnten sowie zur jüngeren Generation, die auf dem Spielplatz toben oder durchs Wasser laufen. Ein Geben und Nehmen wird ermöglicht, aber nicht aufgezwungen.

Katja Hoffleit

Architektur